Es gibt da den Zugangsaspekt zu Fotografie als Medium

Demokratisierung in dem Sinne, dass die Schwellen für eine Partizipation am fotografischen Diskurs deutlich gesenkt wurden. Glasplatten, Planfilme und selbst Balgenkameras mit Rollfilmkassetten - angesichts der dafür notwendigen nicht unerheblichen technischen Expertise und vor allem auch finanziellen Potenz war diese Technik zunächst nur einem sehr kleinen Expertenkreis zugänglich. Wir debattieren heute über Demokratisierungsprozesse durch digitale Öffentlichkeit. Etwas ähnliches bot die Kleinbildtechnik damals auch. Sie brachte Generationen von Fotografen und Bilder aus Lebenswelten hervor, zu denen die Balgenkamera kaum Zutritt gehabt hätte.

Schau dir mal die überwiegend gestellten Bilder herausgeputzter Menschen der Oberklasse und Eliten aus der Frühzeit der Fotografie an. Da ist das lebendige Kleinbildfoto von Woodstock, der Punkerszene der 80er DDR-Jahre in Leipzig oder vom Fall der Mauer nahe der Heimatstadt doch schon etwas wie ein klarer Gegenschnitt, weil im täglich ausgetragenen Fotodiskurs eben auch ganz andere Schichten der Gesellschaft als Produzenten oder Dargestellte Zugang, Teilhabe zum öffentlichen Diskurs bekommen.

Klar, damit ist auch eine Popularisierung verbunden. Etwa, wenn Micha den Farbfilm auf Hiddensee vergisst. Mit dem Zugangsaspekt aber auch ein Stück Demokratisierung. Wir erleben ja in digitalen Zeiten so stark wie wohl nie zuvor, wie viel Macht ein Bild im Diskurs etwa in sozialen Medien entfalten kann. Das ist heute nicht mehr Kleinbild, aber eben der digitale Nachfolger.