"Kultur und Themen die nur Minderheiten interessieren" - Historisch gesehen mag das stimmen.

Das ganze stammt jedoch aus einer Zeit, in der es als einziges Bewegtbild und Livemedium das Fernsehen und das Radio (ja, ohne Bild) gab.

Jemand der als Privatperson oder kleine Gruppe Programm machen wollte, mußte die Fernsehinfrastruktur über die "Offenen Kanäle" nutzen, denn nur so konnte er die teure Hardware und den Verbreitungsweg nutzen. Die Haupteinschränkung ist hier die rein lokale Verbreitung.

Durch das Internet entfällt die Beschränkung auf die limitierten Funk- und Kabelkanäle für die Programmverbreitung. Selbst Livestreams lassen sich mit minimalem Hardwareaufwand produzieren. Günstige Kameras liefern gute Bilder, so daß es meistens mehr an der Audio- anstatt der Videoqualität mangelt. Auch existieren unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten, so daß das Programm nicht kostenlos erstellt werden muß.

Im linearen Programm mit "garantierten" Einnahmen konkurrieren unterschiedliche Inhalte miteinander, um die Zeit und das Budget. Wenn wir die Theorie von schützenswerten Programminhalten aufgreifen, liegt es nahe, die Inhalte aus dem Programm zu nehmen, die sich selber auch auf anderen Wege finanzieren lassen und/oder leicht anderweitig bereitgestellt werden können.

Sport und Unterhaltung sind Inhalte, für die die Leute auch freiwillig zahlen (siehe Sky und Netflix&Co.), die brauchen den "Schutz" eines Zwangsbeitrags nicht. Wenn man die aus dem ÖR entfernt, kann man zum einen die Gesamtkosten senken, da diese Sparten je Sendeminute teurer sind als Nachrichten und Information und zum anderen bekommen Nachrichten und Information mehr Platz.
Die Kosten sinken sogar noch weiter, weil um diese Sparten herum eine technische Infrastruktur aufrecht erhalten muß, die so für Nachrichten und Information nicht benötigt werden. Siehe Bitsurfers Beitrag zum Lauberhornrennen #901673

Einen Teil der Gelder benötigt man dann jedoch wieder, um dem Informationsauftrag gerechter zu werden, denn aktuell betreiben wir im TV/Radio eine reine Nabelschau, bestenfalls noch auf europäischer Ebene, Informationen zu Einwicklungen in anderen Teilen der Welt, sind entweder ein 90 Sekünder oder es muß ein Unglück passiert sein, sonst finden die anderen Kontinente in den ÖRs nicht statt - und damit meine ich nicht die punktuelle Betroffensheitsberichterstattung im Weltspiegel und auslandsjournal, wo immer ein "Gut, daß es bei uns nicht so schlimm ist" mitschwingt.
Vielmehr sollte dort soviel berichtet werden, daß ein Verständnis der Welt und den herrschenden Dynamiken entstehen - darauf sind wir als Export- und Einreiseland angewiesen.