Du scheinst zu denken, dass Gendern der Gleichberechtigung nützt.

Da kann man Zweifel anmelden. Entscheidend ist das Verhalten, nicht, wie man Benachteiligte benennt oder sprachlich oft krampfhaft einzubeziehen versucht. Da wird es wohl einige geben, die fleissig gendern, die aber wenn sie Mieter für ihre Eigentumswohnung suchen doch lieber eine Person im Normalbereich nehmen als zum Beispiel einen Trans-Mann.

» Der Widerstand formiert sich unter dem Deckmantel »Schutz der Sprache«
» und wendet sich in Wirklichkeit gegen die Gleichberechtigung und das
» Sichtbarwerden von Frauen, Schwulen, Lesben, Queeren und Trans-Personen und
» ist dabei ebenso »sprachpolizeilich erzieherisch« wie es der
» Gendergerechtigkeit zum Vorwurf gemacht wird.

Frauen sind immer sichtbar, Schwule, wenn sie es offen sind, auch. Manche andere, von denen viele (ich auch) bisher nicht mal was wussten, dass es sie gibt, werden nicht dadurch miteinbezogen, dass man meint, offensiv eine neue Sprache zu erfinden, in der sie vorkommen. Sondern indem sie rechtlich gleichgestellt werden.

»Wenn die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt sind, dann wollen Reaktionäre die Sprache eingrenzen, auf dass sich die Gedanken nicht entgrenzen.«

Wittgenstein war aber auch der Meinung, die Bedeutung von Wörtern läge im jeweiligen Sprachgebrauch. Der ändert sich nicht per Dekret und hat seine eigene Dynamik. Also meiner Meinung nach zu kurz gedacht, alle, die nicht gendern möchten zu Reaktionären zu machen. Halte ich für falsch. Kann ja sein, dass ich nur reaktionäre Frauen kenne, die meisten von ihnen gendern jedenfalls auch nicht in Alltagsgesprächen.

Wittgenstein als Schwuler wusste, wie man seine sexuelle Orientierung nannte. Und Alan Turing hat sich nicht das Leben genommen, weil er sprachlich ausgegrenzt worden war, sondern in der damaligen britischen Gesetzgebung als Verbrecher!

a.