Wirklich?

Geht die einzelne Stimme eines Wählers etwa bei einer Bundestagswahl in der Masse von Millionen anderer Stimmen "verloren"? Wohl eher nicht. Es gibt keine Stimmen mit mehr oder mit weniger Gewicht, keine Stimmen erster und zweiter Qualität.

Ich denke, wenn das einzelne Bild in der Flut der Masse tatsächlich vollständig verloren ginge, dann würden Instagram und andere bildorientierte Social-Media-Plattformen kaum funktionieren. Wir beobachten dort eher einen gegenteiligen Effekt. Wer sich verbal vielleicht nicht so mitteilen kann oder möchte, der publiziert ein Foto, das seine Gemütslage spiegelt. Die verbale Eintrittsschwelle in den Diskurs verschwindet und wird weitgehend vom Bild ersetzt. Insofern verschwindet da nichts, sondern das Bild wird als nichtsprachliches Synonym mit geringer Eintrittsschwelle aufgewertet. Natürlich gibt es den einen zentralen Aufmerksamkeitsfokus, den ein oder wenige Leitmedien setzen, heute nicht mehr. Das muss man nun aber nicht unbedingt als Verlust empfinden.