• Zugriff auf DOSe und Mobiltelephon ohne Passwort – wie aufwendig ist das? ...

    Servus,


    trauriger Hintergrund ist folgender:

    vor ein paar Tagen hat sich eine Studienfreundin aus dem Hohen Norden bei mir gemeldet, von der ich seit vielen Jahren nichts mehr gehört habe (sie mailt nicht, ich telephoniere nicht),

    der Sohn ihrer Schwester hat sich wenige Tage zuvor das Leben genommen mit 19 Jahren,


    völlig unerwartet, er hatte schon Studienpläne, den Führerschein hatte er frisch angefangen, ein Aquarium neu angeschafft,

    er war wohl ein extrem introvertierter, verschlossener Mensch, hat in der Familie nie groß über irgendwelche Probleme geredet,

    meine Studienfreundin hat ihn noch vom heimischen Bauernhof radeln sehen und sich über die Richtung gewundert, die er sonst nie einschlug,

    nach ein paar Kilometern hat er dann sein Fahrrad am Waldrand versteckt und sich vor einen Zug geworfen,



    die Familie steht entsprechend unter Schock und ist wie gelähmt,

    nicht zuletzt auch deshalb, weil sich kein Familienmitglied erklären kann, warum er diesen Schritt gemacht hat,

    kein Abschiedsbrief, kein Tagebuch, keine Hinweise, nichts,


    einzig und allein ein Mobiltelephon und sein Rechner sind da, beide Teile aber passwortgeschützt,

    gibt es eine Möglichkeit für die Angehörigen, den Rechner und das Telephon aufzukriegen, vielleicht kann man ja da was finden,


    Dank für Tips,


    Gruas,

    der Gevatter
    • Zugriff auf DOSe und Mobiltelephon ohne Passwort – wie aufwendig ist das? ...

      Ach, Mensch. Das tut einfach weh.

      Ich kann Dir nur ganz grundsätzlich antworten: Es kommt darauf an.

      Entscheidend, ob und was man tun kann, ist vermutlich in beiden Fällen, welche Win- und welche Android-Version installiert sind. Bei Windows lassen sich haufenweise (auch vermeintliche) Vorgehensweisen finden, die aber je nach Version völlig anders aussehen.

      Ich halte es für die bessere Idee, einen Fachmann einzuschalten. Vielleicht jemanden, der sich mit »digitalem Nachlass« beschäftigt und entsprechende Fachkenntnisse mitbringt oder jemanden vermitteln kann. Mir persönlich wäre die Gefahr nämlich zu groß, durch eigenes herumstümpern die womöglich letzten Türen durch Unwissenheit ganz zu verbauen. Auch wenn es etwas Geld kostet.

      Da man über den Rechner (wenn entsprechend konfiguriert) im Idealfall auch den Sperrbildschirm des Phones freischalten kann, könnte der Weg, sich erst mal um den PC zu kümmern, den Rest erleichtern. Muss aber natürlich nicht so sein. Auf der anderen Seite dürfte auf dem Phone vermutlich die aktuellere und aufschlussreichere Kommunikation zu finden sein. Ach, es ist schwierig…

      Ich wünsche den Angehörigen viel Kraft für die Zeit, die sie brauchen, um all das durchzustehen.
      • Ja, danke, ich dachte da auch schon an Datenrettungsspezialfirmen...

        ... für Festplattencrashs, ich kenn’ mich eben weder mit Windows aus noch mit Telephonen,

        bin halt gefragt worden unter bitteren Tränen, ob ich irgendeine Idee hätte,

        digitaler Nachlassverwalter – was es nicht alles gibt...,


        danke Dir,

        Gruas,

        der Gevatter
    • rechtlich schwieriges Thema, bevor das Erbe nicht erklärt ist würde ich die Finger davon lassen.

      https://www.teltarif.de/passwort-account-tod-erbe-loeschen/news/54691.html

      https://www.teltarif.de/digitales-erbe-testament-account/news/49023.html

      Der digitale Nachlass eines Verstorbenen ist für Erben mit allerlei Tücken verbunden. Denn häufig kennen sie weder alle seine Online-Konten, geschweige denn die nötigen Passwörter. Der Ver­braucher­zentrale Bundes­verband in Berlin rät aber davon ab, den Computer des Verstorbenen an Firmen zu schicken, die die vorhandenen Daten analysieren, ein Gutachten erstellen und auf Wunsch Online-Konten löschen. Denn so würden viele persönliche Daten an Dritte weiter­gegeben. Besser seien Firmen, die anbieten, mit wenig persönlichen Daten wie Name und Anschrift des Verstorbenen bei den größten deutschen Online-Unternehmen zu überprüfen, welche Konten und Verträge womöglich existieren.
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      "Jetzt eine Insel finden und in seentiefem Blau, von Opiaten überwölkt nach innen sinken."

      Grüße von
      I n g m a n
    • oh, je, damit rechnet doch keiner.

      und es kommt doch immer wieder vor, nur meistens ist man ja nicht selber betroffen. Zunächst den Hinterbliebenen viel Kraft es zu verarbeiten und es, vielleicht, zu verstehen. Warum ? Die Frage wird bleiben...

      Ein Bekannte ist Lokführer, hatte es mehrfach erlebt, als er den Zug fuhr. Nur wie soll man einen 2000-t-Güterzug bremsen? Neben den psychischen Problemen bekam er es (mehrfach) mit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen "fahrlässiger Tötung" zu tun. Er kann nichts dafür bei einem Bremsweg von ca. 2 km, je 1000 t kann man 1 km Bremsweg rechnen.

      Bevor der PC oder das Handy entsperrt werden: Nur mit Erbschein und rechtlicher Absicherung. Aber wurden die Passwörter vielleicht irgendwo notiert? Evtl. lohnt sich gründliches suchen.
    • Das sollte auf jeden Fall einen Versuch wert sein!

      Gerade in diesem Fall, wenn die Angehörigen nach den Gründen suchen.

      Ende letzter Woche wurde ich gefragt, ob ich bei einem Win7-Rechner helfen könnte, von welchem das Passwort vergessn wurde (Laptop lag seit fünf Jahren in der Schublade).
      Ich hab nun wirklich garkeine Ahnung von Windows, aber bin nicht vollkommen auf dem Kopf gefallen. Das "anlesen" hat zwar zuerst etwas gebraucht, das "knacken" des Rechners (sprich Zurücksetzten des Passwortes) war dann aber innerhalb von ein paar Minuten (inkl. 2 Neustarts) erledigt. Ich war erschrocken, wie simpel das war!
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