• [!] Statt iPhone... mein Bericht zum Samsung Z Flip 3

    (Achtung: laaaaang)
    Ich hatte letztens in einer Antwort zu Loops' Anfrage 'Gibt es ein Leben ohne iPhone?' [macfix.de] u.a. geantwortet, dass ich es mal mit etwas ganz Anderem versuchen werde - dem neuen Klapphandy von Samsung, dem Z Flip 3. Hier nun mein Eindruck nach 2 Wochen.

    Jahrelang bin ich zwischen iPhone und Pixel gewechselt und fast jedes Jahr habe ich was Aktuelles in der Tasche gehabt. In der Regel über eBay Kleinanzeigen - neue Gebrauchte oder neue Vertragsverlängerungen. Also immer ein paar 100er unter Neupreis. Zuletzt das iPhone 12 mini. Jetzt lief mein regulärer Tarifvertrag aus und die Zeit für etwas Neues war da. Das iPhone 13 Pro würde mich schon reizen - 120 Hz Display - aber da gehen die Verträge im günstigsten Fall bei 40 - 50 EUR monatlich los und dann meist im O2 Netz, was bei mir auf dem Land lausige Abdeckung hat. Also einen günstigen 5GB Tarif im Vodafone-Netz genommen (4.99) und die Hardware auf eBay Kleinanzeigen gesucht. Ein Z Flip 3 sollte und wurde es. Kostenpunkt: 680,- / 128 GB / Dual-SIM (1 als E-SIM).

    Cremeweiß mit Schwarz abgesetzt, fast wie das wunderschöne Pixel 2. Aufgeklappt hat es die Höhe eines iPhone 12 Max, in der Breite wie ein iPhone 12. Zusammengeklappt aber... verschwindet es sogar in Hemdtaschen. Die ersten Tage ist man fasziniert vom Auf- und Zuklappen (was ich immer mit 2 Händen mache, das 'einhändige Flippen' birgt die Gefahr, dass man das Ding entweder nicht ganz aufbekommt oder dass das Phone durch den Raum fliegt). Zudem ist cremeweiß rutschig wie die Haut eines nassen Herings - ein dünnes Cover ist zwingend, macht aber die Optik etwas zunichte. Oder man nimmt die schwarze Version, die ist matt und rutscht kaum.

    Zum Knick in der Mitte:
    Ja, man sieht ihn. Wenn man sucht. und wenn der Hintergrund dunkel ist. Man fühlt ihn. Wenn man scrollt und einen großen Daumen hat. Stört er? Nicht wirklich. Guckt man zentral aufs Display (und das ist in 80% der Fälle wohl so) sieht man ihn gar nicht. Nach 3 Stunden habe ich vergessen, dass er existiert. Mit meinem kleinen Daumen.
    Wie fühlt sich die Display-Oberfläche an?
    Wie Kunststoff leicht stumpf oder glatt wie Glas? Es ist mit einer dünnen Folie bezogen (die man tunlichst drauf lassen sollte!) und ist gefühlsmäßig sehr nahe an Glas. Etwas 'wärmer', vielleicht einen Tick weicher. Aber angenehm. Unbedacht mit spitzen Gegenständen oder einem Fingernagel kann man aber definitiv Schaden anrichten.
    Das Display:
    Ein Traum. Rasant, super Farben, 120 Hz, bis zu 1.200 Nits hell. Alles flutscht ohne Lags. So erwarte ich es auch beim iPhone 13 Pro.
    Prozessor:
    Der Qualcomm Snapdragon 888 - bis weit in 2021 das Nonplusultra für Android - verrichtet seine Arbeit schnell, ohne dass das Flip irgendwann warm wird. Nun habe ich aber auch keine grafikintensiven Games und schneide keine Videos damit.
    Akku:
    Mit 3.330 mA kein 'Burner'. Bei moderater Verwendung 1 Arbeitstag (07.00 - 21.00) kein Problem. Trotzdem habe ich auf der Arbeit ein Ladepad und im Auto ein Kabel. Brauchte ich noch nicht - aber sicher ist sicher. Geladen wird mit 15W per Kabel und 10W kabellos. Ich kann 'Reverse-Charging' im System aktivieren um andere kabellose Geräte über die Rückseite zu laden aber das reduziert die Akkuleistung und ist eher was für den Notfall.
    Kamera:
    Auf Niveau des Galaxy S21. Gute Hauptkamera, guter Weitwinkel, mäßige Vergrößerung über Faktor 2x, bescheidene Aufnahmen bei Dunkelheit. Aber: schnelle Verarbeitung dank Snap 888.
    Software:
    Android 11 mit Samsungs OneUI. Dank jahrelanger Pixelhandhabung kenne ich Android und komme gut zurecht. Ich vermisse nichts, könnte jetzt nicht sagen, dass mir eine bestimmte iPhone-Software fehlen würde. Es gibt nahezu zu allem ein Äquivalent. Wenn auch nicht immer optisch so schön.
    Updates:
    Samsung verspricht 3 Jahre Softwareupdates und 5 Jahre Sicherheitsupdates. Das kommt Apple schon nahe. Passt. Preis-Leistungs-Verhältnis:
    m.E. sehr gut - wenn man bereit ist, sich auf Android einzulassen. Offiziell ab 1.049,- mit 128 GB - aber es gibt bis 30.09. schon mal 200,- Rabatt und bis zu 200,- für ein 'Alt-Handy'.
    Fazit:
    Bin ich zufrieden? Absolut! Was fasziniert? Natürlich das Zuklappen und der kleine Formfaktor. Ab in die Brusttasche vom Hemd, aufgeklappt wieder ein Max. Technisch auf der Höhe, optisch wunderschön dank mattem Alu und Gorilla Glas 7 'Victus'. Wasserdicht? Ja - nach IPx8. Das 1.9 Zoll Display, dass man im zugeklappten Zustand auf einer Seite hat, informiert über Benachrichtigungen, dient als Musikplayer, nimmt Anrufe an, zeigt Wetter und Termine etc. Für ausführliche Infos oder gar tippen per WhatsApp muss man aber aufklappen. Oder man lässt es aufgeklappt auf dem Schreibtisch liegen, wie jedes normale Handy. Und freut sich über das Klappen und verstauen, wenn man denn los muss. Die einzige Befürchtung, die ich habe: Oft sehe ich, wie Autofahrer an der Ampel oder während der Fahrt ihr Handy nutzen und 'schnell mal was checken oder senden'. Das wird mit dem Flip 3 gefährlicher - kommt doch der Aufklappvorgang hinzu. Ich seh schon Flips durch den Wagen fliegen oder Autos die die Spur verlassen, weil er/sie beide Hände vom Steuer nimmt. Aber irgendwas ist ja immer.




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    [!] Beitrag/Thread des Tages [macfix.de]
    • Danke für den ausführlichen Erfahrungsbericht!

      Ich werde iOS (vorerst noch) nicht den Rücken kehren und dann wahrscheinlich auch nicht bei Android landen; aber Konkurrenz belebt ja schliesslich das Geschäft (oje, schon wieder 5,- ins Phrasenschwein) und der Formfaktor + Flip sind zumindest mal ein interessantes „Experiment“ (bei Smartphones).
      Mich würde dann in zwei, drei Jahren beispielsweise noch interessieren, wie es mit Staub und Fett über längere Zeit zurechtkommt …

      Nochmals danke für den [!]-Bericht [macfix.de]!
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      Christian, MacFix.
    • Nice.

      Da die Smartphones ausentwickelt sind, kommen jetzt solche Spielereien dazu. Bin gespannt wann Apple auch auf den Zug aufspringen wird …
    • Bei mir sind Klapphandys raus

      Ich hab ein Wallet zum zuklappen wo Ausweise und KK drin ist Geldbörse hab ich keine mehr weil ich praktisch alles mit ApplePay bezahle. Seit Jahren. Da ist ein Klapphändy unbrauchbar.
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      Gruss
      Bitsurfer
    • Schon interessant, aber Android?

      Xaomi, Huawei und Samsung haben mittlerweile auch gute und solide (Klapp-)Hardware im Angebot, aber ich bin von iOS schon arg verwöhnt. Einmal hatte ich nach meinem iPhone 4s mir ein Samsung Galaxy Note 2 mit Stifteingabe zugelegt (als Newton-Nachfolger). Android nie wieder, nix für mich. Wer damit gut klarkommt, bitte, hat jedenfalls ne große Auswahl an Hardware. Ich möchte Android nicht schlecht machen, wer damit zurecht kommt, schön für ihn, nur für mich ist es halt nichts. Ist bestimmt auch Gewöhnungssache. Soll doch jeder mit dem glücklich werden, was ihm taugt. Faltbare Displays finde ich hochspannend, aus nem iPhone im Handumdrehen ein iPad mini machen (witzige Vorstellung, vielleicht hat das Mutterschiff ja was in der Pipeline). Schönen Abend noch.
      • Ich komme mit beidem zurecht.

        iPad OS auf dem iPad Mini und Android auf dem Galaxy Note 10 Lite. Auf letzterem Gerät funktioniert der Pencil zudem zum Teil besser, als auf dem iPad und kann unsichtbar IM Gerät verstaut werden, ohne dass es aufträgt. Ich benutze auf beiden Plattformen an vielen Stellen die gleiche Software und habe keine Probleme damit, die Geräte zu wechseln oder gleichzeitig zu nutzen.

        Grundsätzlich würde ich weiterhin sagen, dass iPad OS das mit Abstand bessere Tablet-OS ist, auch wenn diesem System weiterhin ein echter Dateibrowser fehlt. Android-Tablets, auch die teuren von Samsung, sind eher Murks, weil die (Drittanbieter-) Apps zumeist nicht auf den größeren Screen angepasst sind. Bei den Smartphone-OS hat für mich aber Android die Nase vorn - aus dem altbekannten Grund: Es ist schlicht wesentlich besser individualisierbar.

        Wo Apple allerdings sowohl bei Smartphones, als auch bei Tablets die Nase weit vorn hat, ist das Thema Geräte-Backups. Das können Google (und auch Samsung & Co.) immer noch nicht zufriedenstellend. Auch wenn der Umstieg von einem Samsung zum nächsten schon recht einfach zu bewältigen ist, ändert sich dies schlagartig, wenn das nächste Gerät von einem anderen Hersteller kommt, so dass die Migration in solchen Fällen eigentlich immer zur händischen Neuinstallation wird. Dass Google hier nach so viel Jahren immer noch kein Sicherungs- und Migrationskonzept auf die Reihe bekommen hat, ist schon traurig. Aber so etwas schafft ja nicht einmal Microsoft...
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        Macerer vom Dienst
    • relativ teuer

      für eine kurze Lebensdauer. Die S-Androids halten nicht lange, dafür zahlt man relativ viel und der Wiederverkaufswert ist gering. Für gebrauchte iPhones bekomm man nach ein paar Jahren auch weniger als früher, kaputt gehen sie praktisch nie, aber die Jahres-bezogenen Kosten sind weit günstiger. Wenn Android, wäre eine günstigere Marke vorzuziehen, sonst is man mM mit dem iPhone besser bedient.
      • Einspruch

        Samsung gibt für seine Galaxy S-, Flip- und Note-Serien (vergleichbar mit Google selbst) aktuell den längsten Support in der Android-Welt: 3 Jahre Systemupdates und fünf Jahre Sicherheitspatches. Damit kommen sie schon recht nah an Apple ran (natürlich mit Luft nach oben). Bei einem günstigen Xiaomi, Huawei etc. kann es Dir im Gegensatz dazu passieren, dass es für Dein neues Gerät (auch bei den Top-Serien) binnen eines halben Jahres keinerlei Updates und Patches mehr gibt. Bei den teuren Sonys sieht es traurigerweise mittlerweile kaum besser aus.

        Wenn man bei der Anschaffung eines Gerätes aus Samsungs Top-Serien ein wenig wartet, fallen die Preise zumeist recht schnell. Ich habe mein Galaxy Note 10 Lite drei Monate nach dem Launch satte 300 Euro unter Samsungs OVP bekommen (auf diesem Preis verharrt es allerdings seit etwa einem Jahr). Bei Apple hätte ich für den Preis gerade mal ein iPhone SE - vielleicht als gelegentlich auftauchendes Schnäppchen der 128 GB-Version - bekommen. Und genau das SE dürfte sicherlich Apples Gerät mit dem geringsten Werterhalt sein.

        Deine "Jahres-bezogenen Kosten" werden bestenfalls dann in geringem Maße relevant, wenn beide Geräte bis zum offiziellen Support-Ende genutzt werden, was kaum jemand macht. Nur tritt mein Gerät gar nicht gegen Apples Resteverwertung (SE), sondern in Bezug auf Ausstattung und Leistung mindestens ein, wenn nicht zwei Smartphone-Klassen darüber an. Hier kommt dann eben doch der Faktor Preis/Leistung ins Spiel, wo gerade dien Lite- und FE-Modelle aus Samsungs Top-Linien fast unschlagbar sind.
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        Macerer vom Dienst
      • Die aktuelle Samsung GUI ist ganz nah an Stock Android…

        … nur an den wesentlichen Punkten verbessert. So gibt es auf Stock Android (aka „Vanilla“) GUI-Elemente, die sich nicht entfernen lassen. Das hat mich letztens beim Einrichten eines Google Pixel 4A einer Bekannten fast irre gemacht. Diesen Makel hat Samsung behoben und auch z.B. die Einstellungen (IMHO) logischer gruppiert. In Bezug auf Tastatur, Notizen, Kalender und Kontakte habe ich allerdings die Samsung-Derivate durch die Google-Originale ersetzt.
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        Macerer vom Dienst