Warum Yosemite so aussieht, wie es aussieht und warum es nicht besser wird

Apple ist ja nicht blöd, die werden sich gedacht haben:

Warum kauft man sich einen Computer/Telefon?
Um damit bestimmte Aufgaben (beruflich / privat) zu erledigen.

Wann kauft sich ein denkender Mensch einen neuen Computer?
Weil der alte kaputt ist oder weil neue Anforderungen (!) mit dem alten nicht bewältigt werden können oder mit einem neuen viel besser erledigt werden können.

Hmm, da waren sie wieder die beiden Probleme: seit ein paar Jahren sind die Computer und die Software ausgereift genug, um nicht ständig irgendwelche Unzulänglichkeiten mit einer neuen Version ausgleichen zu müssen. Die Leute stehen nicht Schlange, um statt 100% Leistung, von denen sie nicht mal die Hälfte brauchen, auf 120% Leistung upzugraden.

Aber jemand schlaues bei Apple hat sich die anderen Branchen angesehen und voller Neid eine Branche ausgemacht, in der vernünftige Überlegungen nicht gelten: die Mode.

Denn dort tauscht der Kunde ohne Not alte, noch völlig in Ordnung seiende Kleidungsstücke, regelmäßig gegen neue aus. Zweimal im Jahr, Jahr für Jahr.
Und das beste daran für die Anbieter ist, sie müssen sich keine sonderliche Mühe geben, zwar gibt es mal ein neues Material hier oder eine neue Verarbeitungsmethode dort, aber im großen und ganzen verändert man nur das Aussehen etwas, denn eine Hose ist eine Hose und Wolle ist Wolle.
Eine komplett neue Produktkategorie wie den Bikini oder ein neues Material wie Goretex gibt es alle Jubeljahre einmal und werden ruckzuck von der Konkurrenz "nachempfunden".


Also hat der schlaue Mensch bei Apple, die Weichen entsprechend gestellt und ein paar einfache Überlegungen angestellt, wie man aus einer Computerfirma eine Modemarke macht.

* wir bauchen ein anderes Management
Da sitzen nun keine Techniker mehr, sondern MBAs und Maler und statt weiterer Ingenieure stellt man lieber Angela Ahrendts (Burberry) und Patrick Pruniaux (TAG Heuer) ein.


* wir brauchen einen anderen Namen "Computer" klingt zu technisch und verschreckt vielleicht den einen oder anderen Kunden
so wurde aus Apple Computer, Inc. eben nur Apple Inc.

* professionelle Kunden erfordern teures professionelles Personal, wir wollen doch Mode-/Consumermarke sein, das spart uns Geld
jetzt arbeiten in den "Stores" Handyverkäufer und die Anweiser bekommen gerade einmal eine Druckbetankung

* wie verschleiern wir vor dem "Altbestand" an technisch versierten Kunden, daß wir an der Qualifikation des Personals gespart haben
Ganz einfach, bei uns darf man nicht einfach kommen, wenn man ein Problem hat und dann einen Verkäufer/Berater/Genius ansprechen, sondern man muß vorher einen Termin machen. Das ist zwar wahnsinnig unpraktisch für die Kunden, aber wir sind ja nicht nur eine Modemarke, sondern eine elitäre Modemarke. Das ist also kein Fehler, sondern ein Feature - und die angepeilte Klientel wird sich auch noch gebauchpinselt vorkommen.

* OS X - wir brauchen kürzere Releasezyklen
da man einen festen Releasezyklus braucht, schließlich hat auch die Mode bestimmte Zeiten zu denen *immer* die neue Kollektion rauskommt, sich der technische Fortschritt aber nur schlecht in zeitliche Slots pressen läßt und Innovationen schon mal gar nicht, macht man es der Mode nach. Hipster Feature und Grafiker Gepinsel ersetzen echte Innovation und Usability.
Punkt zwei "Usability" mag überraschen, aber der schlaue Mensch bei Apple hat weitergedacht.

* OS X - brauchen wir das überhaupt bzw. was brauchen wir davon überhaupt
Der modebewußte Apple Kunde hat gefälligst ein Apple Telefon zu haben und sich mit iOS auszukennen, dort waren auf Grund des begrenzten Bildschirmplatz und der fehlenden Tastatur bestimmte Konzessionen an die Software notwendig. Und wenn der Kunde vom Telefon kommt, wird er den Multimonitorsupport kaum vermissen. Völlig unpraktische Full Screen Modi, kein Problem, auf dem Telefon ist es doch schließlich auch so.
Und Software gibt es nur noch gegen eine Registrierung bei Apple, klar, ist beim Telefon doch so gelernt. Und die notwendigen Opfer spürt der Kunde nicht, er weiß ja gar nicht, was außerhalb des Apple-eigenen Ökosystems passiert.

* und das allergeilste bei der Mode sind die überhöhten Preise
Ja, auch da gibt es Spielverderber die qualitativ gleichwertiges oder sogar besseres zum günstigeren Preis anbieten und Kunden die das kaufen. Aber dazu muß der Kunde sich auskennen und wie wir oben am Beispiel des Storepersonals gesehen haben, wollen wir diese Kunden gar nicht, weil die zu hohe Folgekosten beim Support generieren.

Lieber einem kleinem Dummchen ein selbstverschuldet ruiniertes iPhone aus Kulanz austauschen, als sich stundenlang mit jemand auseinanderzusetzen der Recht hat.

Und die allerwichtigste Regel:
Der Kunde muß wissen, nur wer immer unsere gesamte neue Kollektion kauft, hat mit unseren Produkten Spaß - und wer das nicht tut soll Schmerzen spüren.
Die alte Hose OS X Snow Leopard zum neuen Hemd iOS 7 oder gar 8 das sieht nicht nur unmöglich aus, sondern läßt auch eine häßliche freie Stelle auf dem Rücken, weil wir den Übergang von Hemd zu Hose geändert haben.



Nachtrag zur Hardware
Es gab eine Zeit, da konnte jeder (!) die Festplatte und den Arbeitsspeicher seines MacBooks problemlos selber erweitern, das geht jetzt vorsichtshalber nicht mehr, denn alles ist ja "soviel kompakter" geworden.
Und schließlich sind Festplatten und Arbeitsspeicher so ziemlich das einzige, was ein Normaluser je bei seinem Rechner erweitern möchte - da muß doch ein Riegel vorzuschieben sein. Wo kommen wir denn da hin, wenn man einfach den Schlag bei der Hose wegmachen kann und schon wieder topmodisch gekleidet ist.

Interessanterweise will man uns das auch beim iMac einreden, nur der Unterschied ist, der iMac hätte nicht kompakter werden müssen. Jetzt ist er an der Stelle am schmalsten, die man am seltensten sieht und dafür kann man gar nichts mehr selbermachen. Daß man keine HD/SSD schnell austauschen kann, ist schon bei den alten Modellen eine Frechheit gewesen -genug Platz war ja da-, bei den neueren Modellen ist es nur noch dreist, denn man machte sie nur schmaler, um dem Gesetz der Mode folgend ein "neues" Model präsentieren zu können, nicht um dem Kunden einen Mehrwert zu bieten, der hat nur Nachteile davon.

Aber auch das kennen wir von der Mode, ist doch egal wenn die Schuhe drücken und alles kneift, Hauptsache man trägt den letzten Schrei.